Die Dynamik individueller Präferenzen in strategischen und nicht strategischen Spielen
Weimann, J.*, Sass, M.*, Timme, F.*
Laufzeit: 2012 - 2015
Die in der Wirtschaftswissenschaft dominierende Verhaltenstheorie setzt voraus, dass Menschen vollständige Präferenzordnungen besitzen, die durch Nutzenfunktionen abgebildet werden können. Unter dieser Voraussetzung können Entscheidungen als Nutzenmaximierungskalküle beschrieben werden. Grundlage dafür ist die Theorie offenbarter Präferenzen, die sicherstellt, dass unter sehr allgemeinen Voraussetzungen das Rationalmodell angewendet werden kann. Die Theorie offenbarter Präferenzen sagt nichts darüber aus, ob Präferenzordnungen über die Zeit konstant sind oder sich durch Wahlentscheidungen ändern können. Die Anwendung des Rationalmodells zur Analyse individueller Entscheidungen in den Wirtschaftswissenschaften setzt jedoch implizit voraus, dass Präferenzen über die Zeit konstant bleiben. Nur unter dieser Voraussetzung lassen sich Gleichgewichte vergleichen und die Methode der komparativen Statik anwenden. Ob Präferenzen tatsächlich konstant sind, ist letztlich eine empirische Frage, die allerdings mit Felddaten nur schwer zu beantworten ist. Deshalb bieten sich experimentelle Methoden an. Bisher liegen dazu erst wenige Befunde vor, die im Wesentlichen auf Vorarbeiten des Antragstellers zurückgehen. Diese zeigen, dass insbesondere soziale Präferenzen nicht stabil sind, sondern eine eindeutige Dynamik aufweisen: Auch ohne Lerneffekte und ohne die Möglichkeit Reputation zu erwerben reduziert sich der Einfluss sozialer Präferenzen in wiederholten Diktator-Experimenten erheblich. Im Rahmen des Projekts soll überprüft werden, ob dieser Befund auch in strategischen Spielen gilt. Dazu wird ein experimentelles Design verwendet, dass Lern- und Reputationseffekte ausschließt. Erste Ergebnisse eines Pilotversuchs haben gezeigt, dass auch in öffentlichen-Gut-Experimenten die Präferenzen der Spieler einer ähnlichen Dynamik unterliegen wie im Diktator-Experiment. Das Design soll in weiteren strategischen und nicht strategischen Spielen verwendet werden und es soll die Frage geklärt werden, wie sich die Präferenzen in der langen Frist verändern. Die grundlegende Hypothese ist, dass sich Präferenzen durch Adaptionsprozesse verändern, diese aber bei langen Pausen zwischen den Entscheidungen an Bedeutung verlieren, so dass sich die (sozialen) Präferenzen langfristig regenerieren können. Darüber hinaus wird sich das Projekt mit der Frage befassen, welche Adaptionsprozesse die Verhaltensdynamik treiben.
* Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Finanzierung: DFG