Politik

Die Wirtschaftswissenschaft ist letztlich eine empirische Disziplin, deren Aufgabe darin besteht, Erklärungen für reale Phänomene zu liefern. Aber ihr Auftrag geht darüber hinaus. Sie ist auch aufgerufen, konstruktive Beiträge bei der Gestaltung von Realität zu leisten. An dieser Stelle betritt die Wirtschaftspolitik als wissenschaftliche Disziplin die Bühne. Ihre Besonderheit besteht darin, dass sie sich explizit der theoretischen Grundlagen bedient, die die Allokations- und die Spieltheorie liefern. Eine moderne wirtschaftspolitische Beratung bedient sich darüber hinaus aber auch verhaltensökonomischer Erkenntnisse. Es wäre nicht zur rechtfertigen, wenn der wirtschaftspolitische Berater die Tatsache, dass es überzeugende empirische Evidenz dafür gibt, dass Menschen zu bestimmten Mustern eingeschränkt rationalen Handelns neigen, ignorieren würde. Vielmehr gilt es, die Möglichkeit, dass solchermaßen beschränkt rationales Handeln zu allokativen Fehlentwicklungen führt, mit zu bedenken. Allerdings geschieht dies in der Arbeit des Lehrstuhls in einer gewissermaßen „aufgeklärten“ Weise. Einerseits durch ein klares Bekenntnis zu einer nicht paternalistischen Politik (was einen sanften Paternalismus nicht ausschließt), und andererseits dadurch, dass Theorie nicht verstanden wird als ein unmittelbar anwendbares Werkzeug. Vielmehr soll wirtschaftswissenschaftliche Theorie vor allem helfen, eine fundierte Intuition zu entwickeln. Sie schult uns, grundlegende Strukturen zu erkennen und Ordnung in die vielfältigen Wirkungszusammenhänge und Interdependenzen zu bringen. Darüber hinaus muss sich wirtschaftspolitische Beratung immer auch der Limitationen ökonomischer Theorien bewusst sein. Eine der wichtigsten besteht darin, dass Allokationstheorie Verteilungsfragen weitgehend ignoriert. Verteilungsfragen aber sind der Schlüssel zum Verständnis realer politischer Vorgänge. Das bedingt auch, dass der Bezug zur Effizienzfrage nicht dogmatisiert werden darf.

 

Letzte Änderung: 25.05.2023 - Ansprechpartner: